Geschichte des Taekwndo II

CETIN TAEKWONDO KÖLN e. V.

 

Geschichte des TAE KWON DO II

Körperliche Aspekte der Lehre und Grundsätze des Taekwondo

 

 

 

Beweglichkeit

 

Schnelligkeit (Sok Do)

 

Kraft

 

Ausdauer (zusätzlich empfehlenswert: Bergsteigen, Radfahren und Schwimmen)

 

Koordination und Gleichgewichtssinn (Kyun Hyung)

 

Atemkontrolle (Ho Hup)

 

Konzentration (Jip Joong)

 

Körper-Verständnis

In Kampfkünsten wie Taekwondo erlernt man nicht nur wie der Bewegungsapparat des Körpers funktioniert, sondern (was vielleicht noch wichtiger ist) auf die Signale seines Körpers zu hören.

 

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Eigenschaften und Ziele, die man so durch das Training von Taekwondo finden kann, sind z.B.:

 

 

 

Selbstsicherheit und Selbstvertrauen

 

Erkennen eigener Grenzen

 

Geduld (Innee)

 

Fairness (Hullyung-Ham)

 

Respekt anderen Menschen gegenüber, unabhängig von deren Rasse, Hautfarbe, etc.

 

Bescheidenheit

 

Innerliche Ruhe

 

 

Entstehung und Entwicklung des Taekwondo im 20. Jahrhundert

 

Nach 1910 wurde Groß-Korea von Japan annektiert. Alles, was Kultur und Geschichte Koreas ausgemacht hatte, wurde systematisch unterdrückt und verboten. Das galt auch für traditionelle koreanische Kampfarten wie Taekgyeon und Ssireum. Die japanischen Kolonialherren brachten zwar Kampfarten wie Jiu Jitsu, Kendo, Judo, Karate oder Sumo von Zuhause mit, aber Koreanern war es offiziell verboten, sie zu erlernen. Ausnahmen gab es beispielsweise für Koreaner, die in Japan studiert oder in der japanischen Armee gedient hatten.

 

 

 

Die Fünf Ursprungsstile

 

1943 wurde es koreastämmigen Personen verboten, Kampfkünste auszuüben. Nach der Unabhängigkeit Koreas im Jahr 1945 kehrten Koreaner zurück, die in Japan und der Mandschurei japanisches Karate gelernt hatten. Sie eröffneten die fünf ursprünglichen Kampfkunst-Schulen, aus denen später das Taekwondo entstehen sollte:

Lee Won-Kuk hatte Shotokan-Karate bei Gichin Funakoshi gelernt und begann bereits 1944, Dangsudo in seiner Schule, dem Cheongdo-Kwan („Halle des wahren Weges“) in Seoul, zu unterrichten. Lee flüchtete 1953 aus politischen Gründen nach Japan und emigrierte 1976 in die USA.

 

Hwang Ki lernte ab 1936 in der ebenfalls japanisch besetzten Mandschurei vermutlich Karate, auch wenn er den Stil später als einen chinesischen ausgab. 1945 gründete er in Seoul den Moo Duk Kwan (etwa „Halle der Kampftugenden“). Seinen Stil nannte er zunächst ebenfalls Dangsudo, später dann, in Korea, Subakdo. Auf internationaler Ebene behielt er den Namen Dangsudo (geschrieben „Tang Soo Do“, abgekürzt TSD) bei, unter dem sein Stil vor allem in den USA heute noch betrieben wird.

Chun Sang-Sup hatte Judo und Karate während seines Studiums in Japan gelernt und schloss sich 1946 dem Yeonmu-Kwan an, der größten Seouler Judo-Schule, wo er neben Judo auch Gongsudo unterrichtete. Chun gilt als im Korea-Krieg verschollen. Seine Schüler änderten den Schulnamen daraufhin in Jido-Kwan („Weg der Weisheit“).

Yoon Byung-In kehrte als ranghöchster koreanischer Karateka aus Japan zurück, wo er beim Kanken Toyama (Shudokan-Stilgründer) den 5. Dan im Shudokan-Karate erreicht hatte. Er soll in der Mandschurei auch Kwon Bop (chinesisches Quanfa/Kung fu) gelernt haben.

Ebenfalls 1946 gründete er den Changmu-Kwan im Seouler YMCA und nannte seinen Stil (vermutlich aus politischen, das heißt anti-japanischen Gründen) Kwon-Bop („Faustmethode“). Yoon wurde vermutlich während des Korea-Krieges nach Nordkorea verschleppt.

Ro Byung-Jik hatte zusammen mit Lee Won-Kuk Shotokan-Karate bei Gichin Funakoshi gelernt und trug bei seiner Rückkehr den 1. Dan. Seine erste Schule gründete er bereits vor der Unabhängigkeit in Kaesŏng im heutigen Nordkorea, zog aber mangels Erfolg 1946 nach Seoul und eröffnete dort den Seongmu-Kwan (abgeleitet von „Seong Do Kwan“, der koreanischen Aussprache des japanischen Shotokan).

 

 

Der Dangsudo-Stil

 

Alle nannten ihren Stil zunächst Dangsudo (Tangsoodo)= „Weg der (Dang-)China-Hand“ oder Gongsudo(Kongsoodo) = „Weg der leeren Hand“. In beiden Fällen handelt es sich um die koreanische Aussprache dessen, was auf japanisch Karate gelesen wird. Das Wort „Karate“ erfuhr in den 1930ern eine Deutungs- und Bedeutungsänderung von „(Dang-)China-Hand“ in „leere Hand“. In diesen fünf ersten Seouler Taekwondo-Schulen wurde ursprünglich also die eine oder andere Art Karate trainiert, und Ausländern gegenüber wurde es bis in die 1960er Jahre hinein als „Koreanisches Karate“ vorgestellt. Allerdings bestanden zwischen den Schulen unterschiedliche Standards für Dan-Prüfungen. So kam es bereits vor dem Korea-Krieg zu ersten Gesprächen über einen eventuellen Dachverband, doch erst während des Kriegs einigten sich die Kwan-Vertreter in Busan auf die Koreanische Gongsudo-Vereinigung.

Diese erste Vereinigung zerfiel bereits nach wenigen Monaten, weil Hwang Ki gleich darauf in Seoul im Alleingang die Koreanische Dangsudo-Vereinigung gründete, woraufhin auch Son Duk-sung aus der Gongsudo-Vereinigung austrat. Son Duk-sung hatte inzwischen die Leitung des Cheongdo-Kwan übernommen, damals die größte zivile Kampfkunst-Schule.

 

Die Entwicklung nach dem Koreakrieg

 

Kurz nach dem Krieg gelang es Generalmajor Choi Hong-hi, durch seine Schüler Einfluss auf die Leitung des Cheongdo-Kwan zu nehmen; er selber wurde Kwan-Chef ehrenhalber. Choi hatte Anfang der 1940er Jahre in Japan je nach Quelle den 1. oder 2. Dan im Karate erlangt, bevor er erst der japanischen, nach Koreas Unabhängigkeit der koreanischen Armee beitrat. Bei jeder Gelegenheit trainierte er seine Untergebenen und Kollegen im Karate und traf dabei auf den hochtalentierten Nam Tae-hi, der Dangsudo im Cheongdo-Kwan gelernt hatte und gleich Chois rechte Hand wurde. Nam Tae-hi beeindruckte Koreas Präsident Syngman Rhee während einer Demonstration im Jahre 1952 mit einem Dachziegel-Bruchtest so sehr, dass dieser Gongsudo-Training für alle Soldaten anordnete. Dazu gründeten Choi und Nam 1953 den militärinternen Odo-Kwan („Mein Weg“), der im Laufe der Zeit zur einflussreichsten Kampfkunst-Schule wurde, denn früher oder später musste jeder junge Koreaner das Militär passieren. Somit verschärfte sich die Situation für die anderen Kwan, denn im Militär wurden zunächst nur die Dan-Graduierungen des Choi-hörigen Cheongdo-Kwan anerkannt.

Die 1950er Jahre

In den späteren 1950er Jahren spitzte sich die Lage auf einen Machtkampf zwischen Hwang Ki und Choi Hong-hi zu. Hwang organisierte mehrere Dangsudo-Vorführungen und bemühte sich, seinen Stil über seine Schüler im Militär bekannt zu machen. 1955 organisierte Choi mit Unterstützung der Regierung eine Kommission, die erneut über eine Vereinigung der verschiedenen Gongsudo-Stile verhandelte. Diese Kommission umfasste allerdings nicht alle betroffenen Kwan, sondern bestand aus Vertretern des Cheongdo-Kwan, des Odo-Kwan, des Militärs und der Regierung. Bei dieser Gelegenheit kreierte Choi Hong-hi am 11. April 1955 den Namen „Taekwondo“, ein Name, der, schmissig ausgesprochen, ganz bewusst an das traditionelle Taekgyeon erinnern sollte, auch wenn es keine inhaltliche Verwandtschaft dazu gab. Dieser Name wurde bis in die 1960er Jahre außerhalb von Chois Einflussbereich, also dem Cheongdo-Kwan und dem Odo-Kwan, nicht verwendet.

Hwang Ki kreierte ebenfalls einen neuen Namen für seinen Stil, nachdem er 1957 das alte Buch „Muye Dobo Tongji“ (etwa „Illustriertes Handbuch der Kampfkünste“) von etwa 1790 wieder entdeckt und ins moderne Koreanisch übersetzt hatte: Subakdo, etwa „Weg der schlagenden Hand“. Daneben behielt er die Bezeichnung Dangsudo für seine internationalen Bestrebungen bei, unter der er zunächst lokale Vorführungen und ab den 1960er Jahren internationale Turniere organisierte.

Mit Unterstützung der Rhee-Regierung organisierte Choi 1959 die Gründung der ersten Koreanischen Taekwondo-Vereinigung und wurde deren erster Präsident. Hwang Ki und andere plädierten dabei für den Namen Dangsudo, aber mittels seiner militärischen Autorität konnte Choi sich durchsetzen. Seine Machtbasis brach aber im Zuge der Studentenrevolution am 19. April 1960 unter ihm zusammen, ebenso die frisch gegründete, aber offiziell noch nicht registrierte Taekwondo-Vereinigung. Hwang Ki nutzte die Gunst der Stunde, und mithilfe eines guten politischen Kontaktes im Ministerium gelang ihm kurz darauf handstreichartig die Registrierung seines eigenen Verbandes, den er in Koreanische Subakdo-Vereinigung umbenannte. Damit war der Weg für Taekwondo zunächst verbaut, denn eine zweite Vereinigung für den gleichen Sport registrieren zu lassen war nicht möglich.

 

 

Die 1960er Jahre

 

Am 16. Mai 1961 putschte General Park Chung-hee, und kurz danach wurde per Dekret Nr. 6 die Neuordnung der Dangsudo/Gongsudo/Subakdo-Registrierung verordnet. Dies hätte die große Stunde des Generals Choi Hong-hi werden können, doch es gab Differenzen zwischen den beiden Militärführern, und Choi wurde als Botschafter nach Malaysia abgeschoben. Die koreanische Taekwondo-Entwicklung fand für die nächsten vier Jahre ohne Choi statt. Er entwickelte im Exil sein Hyeong-System und setzte seine Bemühungen eigenmächtig fort, Taekwondo international, etwa bei den US-Truppen in Vietnam, bekannt zu machen.

Im September 1961 kam es zur Gründung der Koreanischen Taesudo-Vereinigung (Korean Taesoodo Association, kurz KTA), wobei man sich auf den neuen Namen „Taesudo“ (etwa „Tritt-Hand-Weg“) als Kompromiss zwischen Dangsudo, Subakdo und Taekwondo einigte. Man entwickelte einheitliche Prüfungs- und Wettkampfregeln und schickte Show-Teams ins Ausland.

 

Korean Taekwondo Association

 

1965 kehrte Choi Hong-hi nach Korea zurück, und er wurde gleich zum neuen KTA-Präsidenten gewählt. Sofort änderte er den Namen der Kunst in Taekwondo – angeblich wurde die Namensänderung mit einer Stimme Mehrheit beschlossen – und forcierte die Bestrebungen nach Internationalisierung. So kam Taekwondo nach Deutschland und führte 1967 zur Gründung des Deutschen Taekwondo-Verbandes mit Ausrichtung der 1. Deutschen Taekwondo-Meisterschaft. Hwang Kis Moo Duk Kwan spaltete sich über die Streitfrage, ob man Chois KTA folgen solle oder nicht, und viele seiner Schüler schlossen sich der KTA an. Hwang Ki selbst blieb von der KTA unabhängig und gründete später im Ausland, insbesondere in den USA, verschiedene Dangsudo-Verbände.

 

 

Gründung der ITF

 

Der permanente Streit zwischen KTA-Präsident Choi und den anderen Kwan-Leitern führte dazu, dass man Choi bereits ein Jahr später nötigte, vom Posten zurückzutreten und ihm im Gegenzug die Gründung eines eigenen Verbandes, der International Taekwon-Do Federation, kurz ITF, zusicherte. Sie wurde am 22. März 1966 in Seoul mit den Gründungsländern Arabien, Deutschland (West), Italien, Korea, Malaysia, Singapur, Türkei, USA und Vietnam vollzogen. Erster und bis zu seinem Tod einziger Präsident war selbstverständlich Choi Hong-hi.

In den folgenden Jahren wuchs der Konflikt zwischen der KTA und der ITF, sodass man in der KTA eigene Formen entwickelte, die Pumsae (erst acht Palgwe, dann acht Taegeuk) und die neun Yudanja (koreanische Aussprache des japanischen „Yudansha“.

Die 1970er Jahre

 

1971 wurde Dr. Kim Un-Yong zum 6. KTA-Präsidenten gewählt. Im selben Jahr stellte sich der südkoreanische Präsident Park Chung-hee zur Wiederwahl, und weil er eine Krise kommen sah, rief er Ende des Jahres den nationalen Notstand aus. Noch vorher entdeckte er Taekwondo als nationales Erziehungsmittel und fertigte am 20. März 1971 höchstpersönlich eine Kalligraphie an, mit der er Taekwondo zum koreanischen Nationalsport (Gukki Taekwondo, etwa „nationaler Schatz Taekwondo“) erklärte. Im selben Jahr erfolgte die Grundsteinlegung des Gukkiwon (etwa „Ausübungsstätte des nationalen Schatzes“), des „Welt-Taekwondo-Hauptquartiers“ (so der offizielle Titel), das 1972 fertiggestellt wurde. Präsident war ebenfalls Kim Un-yong.

 

 

Trennung der Verbände in WTF und ITF

 

Im selben Jahr verließ Choi Hong-hi vermutlich wegen Verbandsstreitigkeiten Südkorea. Er verlegte den Sitz der ITF nach Toronto in Kanada und begann die Reform seines Taekwon-Do. Als Folge davon wurde am 28. Mai 1973 im Zuge der im Kukkiwon stattfindenden ersten Taekwondo-Weltmeisterschaft die World Taekwondo Federation, kurz WTF, mit Sitz in Seoul gegründet. Auch hier wurde Kim Un-Yong Präsident. KTA, WTF und Kukkiwon arbeiteten nun mit Unterstützung der Park-Regierung Hand in Hand daran, die verschiedenen Taekwondo-Schulen (Kwan) Südkoreas aufzulösen, um ein einheitliches Taekwondo-System durchzusetzen. Hwang Ki gewann zwar diverse Prozesse dagegen, doch der Druck auf ihn und seine Schule wurde immer größer, bis er schließlich nachgab und 1974 in die USA zog. 1976 wurden die noch bestehenden Kwan durch Nummern ersetzt und zwei Jahre später ganz aufgelöst.

 

 

Auf dem Weg zur Olympischen Disziplin

 

Die späteren 1970er und 1980er Jahre waren geprägt durch den Konflikt beider Taekwondo-Weltverbände, respektive ihrer Präsidenten Choi Hong-hi und Kim Un-Yong. Kim konnte dabei auf die massive Unterstützung seiner Regierung bauen, und so gelang ihm schließlich 1980 die Anerkennung der WTF als Weltfachverband Taekwondo vom IOC. Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul und 1992 in Barcelona war das WTF-Taekwondo als Demonstrationswettbewerb zugelassen, seit den Olympischen Spielen 2000 in Sydney ist es eine vollwertige olympische Disziplin.

 

 

Ende der Ära von Choi und Kim

 

Choi ging einen anderen Weg und besuchte mit einem Team 1981 Nordkorea, wo seitdem ITF-Taekwondo betrieben wird. Das wurde ihm in Südkorea sogleich als Landesverrat angelastet. Bis heute wird sein Name dort weitgehend verschwiegen, und seine Leistungen als „Vater des Taekwondo“ werden nicht anerkannt. Er starb 2002 in Nordkorea, Hwang Ki ebenfalls 2002 in Südkorea, und Kim Un-yong wurde im Juni 2004 wegen Korruption und Veruntreuung zu einer zweieinhalbjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, aus der er Ende Juni 2005 im Zuge einer Generalamnestie entlassen wurde.